Unizeugs und Rauchentzug…

Nur noch den Hospitationsbericht fertig schreiben, dann ist das Semester wirklich „beendet“… Gar nicht so einfach, wenn der Kopf voll mit anderen Plänen ist und man das wissenschaftliche Schreiben absolut nicht ausstehen kann. Mir gefällt es besser (und fällt es leichter), Romane und Geschichten zu verfassen. Auch Blogartikel, die vermutlich ohnehin kaum jemand freiwillig liest.

Da es mit einem halben Burnout dank Arbeit/Studium/Urlaub vermeiden/fleißiger Selbstausbeutung als Selbstständige/1000 andere Sachen an sich hängen haben noch nicht Herausforderung genug ist, habe ich obendrein am Donnerstagnachmittag um etwa 15 Uhr meine letzte Zigarette gequalmt. Seitdem habe ich festgestellt, dass

  1. dampfen kein ordentlicher Ersatz für selbstgedrehte Kippen ist
  2. viel zu viele Gewohnheiten bei mir mit dem Rauchen verknüpft sind, z. B. Nachdenkpausen beim Schreiben (jedes Mal gucke ich total irritiert und suche erst einmal meinen Tabak)
  3. sich 26 Jahre Training nicht einfach so ausblenden lassen
  4. Essen kein Rauchersatz ist
  5. meine Konzentration gerade wirklich nur für sehr kleine Zeiteinheiten reicht (vor allem, wenn ich sitzen sollte)
  6. mein Teppich im Wohnzimmer für sein Alter erstaunlich widerstandsfähig ist, denn bei jedem anderen müssten sich da mittlerweile Trampelpfade durch kahle Stellen gebildet haben, so wie ich meine Runden drehe vor lauter Zappeligkeit – tanzen ist übrigens auch effektiver als essen, rumhüpfen könnte allerdings auf Dauer zu Stress mit den Nachbarn, die unter mir wohnen, führen
  7. ich ganz dringend einen Schreibtisch will, an dem ich stehen kann, besser noch mit Rollen – hey, ein Tisch und ein Laufband davor würde bestimmt auch gehen
  8. ich sogar auf Besucher ansteckend wirke, die plötzlich mit mir ihre Runden durch Wohnzimmer und Küche drehen, obwohl sie noch nie Raucher waren… (Danke, Johannes, dass du mich gestern freiwillig besucht und ertragen hast! 😉 )
  9. ich mich selbst perfekt in den Wahnsinn treiben kann
  10. Uniarbeiten wirklich, wirklich nervtötend sind (wenn ich reinschreibe „verfasst unter Zigarettenentzug“ müsste es eigentlich Bonuspunkte geben, oder?)
  11. Kaffee in Verbindung mit dem Dampfen seltsam schmeckt, Tabak harmonierte besser
  12. meine Wohnung dringend gestrichen werden müsste
  13. ich das Dreckswetter gerade gar nicht mag, sonst würde ich vermutlich gerade meinen Balkon auf den Kopf stellen
  14. ich froh über das Wetter sein kann und auch darüber, dass ich keine Farbe etc. im Moment da habe, denn sonst würde ich den Hospitationsbericht garantiert nicht schreiben!

Aber es geht noch einen Grad härter: Gerade haben meine Tage begonnen. Vielleicht sollte ich jetzt besser überall Warnschilder aufstellen.

Klausuren… und Gedanken

Heute habe ich die E-Klausur in Kunstgeschichte hinter mich gebracht. Hinter mir liegen viel Lernerei, Ärger auf der Arbeit und permanente Müdigkeit. Donnerstag ist die nächste Klausur fällig, vor der ich aber nicht so viel „Angst“ (ist eigentlich der falsche Begriff, „nervös“, „unruhig“, „zweifelnd“ etc. beschreiben das Gefühl besser) habe. Ohne lernen hätte ich die E-Klausur auf jeden Fall nicht schaffen können. Eine Eins wird das schon mal nicht, aber eine Vier ebenfalls nicht. Wenn es „nur“ eine Drei wird – was soll’s? Wofür setze ich mich selbst so unter Druck, wenn ich Kunstgeschichte aus purem Interesse und Vergnügen gewählt habe?

Ich habe viel gelernt und viel entdeckt. Außer mir mal die eine oder andere Kirche angesehen, habe ich mich vorher nie groß mit der Kunstgeschichte des Mittelalters beschäftigt.
Nun, in einem Punkt hat sich meine Meinung nicht geändert: Ich wundere mich immer noch über diese dämlichen, fanatischen Idioten, die all das Wissen der Römer und Griechen verleugnet haben, nur weil diese keine Christen waren. Gerade das frühe Mittelalter im westlichen Europa ist für mich ein Paradebeispiel in welche Bildungsferne und Unwissenheit religiöser Eifer führen kann, in welche Abhängigkeiten die Menschen geführt werden und welche Rückschritte sich auch in der Kunst finden lassen. Es ist eher erstaunlich, dass nach und nach kluge, freier denkende Köpfe den Weg für mehr Wissen und Freiheit, worunter ich auch die Kreativität verstehe, bereiten konnten. Wieder. Auch wenn Byzanz ebenso christlich war, ließ es nicht all die Errungenschaften der Vergangenheit verkommen. Die orthodoxen Christen waren eindeutig klüger.

Klar, oft kommen die Argumente „das römische Reich ist untergegangen“. Nee, wenn schon, dann nur Westrom, Ostrom bestand bis 1453. Unter einem „Untergang“ verstehe ich obendrein etwas anderes als den allmählichen Zerfall durch verschiedene Interessengruppen, einfältige Eitelkeit, falschen Stolz, Verleugnung des Wissens, der festen Überzeugung, das sei nun ein „höheres Zeitalter, weil Gott viel näher“ und dem Warten aufs jüngste Gericht. Ja, klar, wenn ich eine Weltuntergangssekte bestimmen lasse, dann sind Abwasserkanäle und Wasserversorgung, Hygiene, Bildung etc. natürlich unwichtig. Die orthodoxen Christen hingegen orientierten sich mehr im Diesseits, denn der Bestand Ostroms und das Christentum gehörten für sie zusammen, also kein Grund, jetzt alles verkommen zu lassen. Die römisch-katholischen Christen lernten immer wieder von den Byzantinern, erhielten neue Impulse usw. Sie hätten auch von den Arabern lernen können, aber Bücherverbrennungen sind ja scheinbar viel interessanter. Als großes Dankeschön für all die Jahre Entwicklungshilfe verpassten dann die Christen des ehemaligen Westroms Ostrom dann noch einen Dolchstoß nach dem anderen. Neid, Ignoranz, Hinterhältigkeit und Machtgier treffen auf mangelnde Bildung, wenig vorausschauendes Denken und „Unmenschlichkeit“, die leider allzu menschlich ist. Daran ändert auch die mantraartige Wiederholung, das Christentum stünde für Ordnung, Recht, Barmherzigkeit, Nächstenliebe und Gleichberechtigung (!!!???), absolut nichts. Spätestens, wenn dann noch die Demokratie  als christliche Errungenschaft präsentiert wird, muss ich an mich halten, dass ich mich nicht vor Lachen kringele.
Natürlich, meine Meinung ist sehr persönlich. Es darf mir dementsprechend widersprochen werden.

Sooooo, und nun höre ich mal wieder auf mit dem Gedankenspielchen. Erschreckend ist daran einfach nur, dass sich Geschichte ständig wiederholt. Zurück zu den Klausuren!

Über eines bin ich froh: Da ich nebenberuflich studiere, ist zwar schon insgesamt mehr Stress angesagt, aber die Klausuren häufen sich nicht so extrem wie bei anderen Studenten. Nachdem ich diese zwei Klausuren geschafft habe, fehlen nur noch der Praktikumsbericht und der Prüfbogen zu meiner Vorlesung über Byzanz bis zum makedonischen Zeitalter. Ich freue mich auf Byzanz. 🙂