Brains are awesome

Brains are awsomeZumindest denkt man sich das öfters. Oder ich denke mir das immer wieder zwischendurch.

Unter anderem wenn jemand wieder einmal nur halb seine (in diesem Falle ihre) Arbeit erledigt hat, aber der festen Überzeugung ist, fertig zu sein. Hübsch: Sie geht dann natürlich in Urlaub („Morgen und übermorgen bin ich nicht da.“) und hinterlässt mir z. B. einen Bericht, den sie aktualisieren sollte, mit dem Hinweis „ist fertig, falls noch was zu ergänzen ist, schreib’s hin“.
Und dann steht man da und fragte sich ernsthaft, ob diese „Kollegin“ alles gelesen hat, ob sie eine längere Aufmerksamkeitsspanne als von jetzt bis zum nächsten What’s App-Post besitzt oder ob sie überhaupt versteht, was zu tun ist, denn ihr „fertig“ beinhaltete nicht mal die Hälfte der eigentlichen Arbeit und den alten Bericht hatte sie wohl nicht mal zuende gelesen. Mittlerweile tippe ich leider auf Letzteres: Sie hat null Plan von ihrem Job. Den wird sie auch niemals bekommen, denn dafür müsste sie sich überhaupt erst einmal dafür interessieren.
Nun gut, ab Mitte September ist dieses Trauerspiel vorbei, da die Maßnahme ausläuft.

Geistig duellieren werde ich mich auf jeden Fall nicht mit ihr. Sie ist unbewaffnet, das wär unfair. ;-p

Selbstständige sind reich

Irgendwie sind viele Bilder, die andere im Kopf haben, recht amüsant. Ein gutes Beispiel ist das Bild über Selbstständige, das ja auch oft in den Medien so gezeigt wird. Die meisten verbinden damit automatisch Menschen, die eine riesengroße Firma haben, zig Angestellte und am allerliebsten nichts arbeiten, sondern arbeiten lassen.

Nun, wenn es so einfach wäre, wie zum Beispiel meine Teilnehmer regelmäßig vermuten, dann frage ich mich schon, wieso sich nicht jeder selbstständig macht und weshalb es überhaupt Arbeiter, Angestellte und auch Arbeitssuchende gibt.

Doch wie sieht es denn so in Realität aus, wenn es sich hierbei um eine der häufigen Einzelunternehmer handelt, der nunmal keine Angestellten hat? Unvorstellbar für meine Teilnehmer.
„Leute, ich bin Freiberufler.“ „Aber nicht selbstständig.“ „Doch. Freiberufler sind Selbstständige.“ „Aber Sie arbeiten doch hier.“
Es ist viel Arbeit, da erst mal klar zu machen, dass man tatsächlich selbst arbeiten geht, woanders arbeitet und trotzdem selbstständig ist.

Witzig wird es, wenn dann die wilden Vermutungen folgen, wie viel ich im Monat verdiene. Also unter 5000 Euro brutto kam ich selten davon. Leider entspricht auch das nicht der Realität. Wenn ich dann versuche klarzumachen, dass ich im Grunde genauso viel Geld verdiene wie eine angestellte Bürokraft, werde ich bisweilen wie eine Lügnerin behandelt, denn das kann ja wohl absolut nicht sein.

Kommen dann noch Tatsachen hinzu wie keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, kein bezahlter Urlaub, selbstverständlich weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld und überhaupt kein Geld, wenn ich nicht arbeiten gehe, stehen die Münder nur noch offen. Vor allem wenn ich dann noch einen drauf setze: Ich habe keine Kündigungsfrist, ich kann jederzeit von jetzt auf gleich keinen Auftrag mehr haben. Oh, und sozialversichern muss ich mich selbst etc.

Bei einigen wenigen bleibt das hängen. Doch die meisten verdrängen diese Realität, wie sie nunmal bei vielen kleinen Selbstständigen vorherrscht, ganz schnell und erzählen spätestens einen Tag später, dass sie sich ja wohl am besten selbstständig machen sollten. Dann würden andere arbeiten und sie könnten gemütlich zuhause bleiben.
„Aha, und wieso machen Sie das nicht, wenn das so einfach ist?“
„Dafür braucht man viel Geld und ich habe die falschen Eltern / die blöde Bank gibt mir nichts /…“

Alles klar.

Bei manchen liegt mir beinahe die nächste Frage auf der Zunge, ich stelle sie jedoch nur äußerst selten. Da muss mir die Person schon auf den Nerv gehen und sich wirklich als unwillig, unmotiviert etc. geoutet haben (ein Glück dass das lange nicht alle sind!):
„Also daheim bleiben und andere arbeiten lassen – wo ist da zu jetzt der Unterschied?“

Sprachdurchfall

Manche Menschen sind extrem am Dauerquatschen. Sie wiederholen sich ständig, stellen Fragen und warten nicht mal die Antwort ab, kommentieren jede eigene Miniaktion und sämtliche beobachtete Handlungen… Einfach alles ist für diese Leute Worte wert und ihr Mundwerk schafft es keine zwei Minuten zu pausieren.

Einen treffenden und schönen Blogartikel über dieses extreme Kommunikationsverhalten, das auch mir schon krankhaft vorkommt, findet man hier:
https://traurigschoenewelt.wordpress.com/2012/10/04/logorrhoe-und-logopathen
Der Verfasser des Blogbeitrags wollte ja testen, wie lange ein Mensch dauerlabern kann. Ich freue mich für ihn, dass er es nicht ausprobieren musste/konnte, denn eins kann er mir glauben: LAAANGE!

Ich habe hier öfter Teilnehmer, die das von 08.00 – 15.00 Uhr durchhalten, und wenn ich sie dann nicht rauswerfe, geht es immer noch weiter. Viellaberer finden viel labern im Gegensatz zu ihren Zwangszuhörern nicht anstrengend, da es scheinbar bei ihnen nebenher abläuft wie bei anderen Menschen das Atmen. Sie bemerken erst, dass Dauergequassel anstrengend und störend sein kann, wenn sie auf einen anderen Viellaberer treffen. Bei diesem und über diesen beschweren sie sich dann unablässig, dass er zuviel redet, obwohl sie gleichzeitig plappern, also selbst auch in diesem Moment zuviel reden.
*Ironie an* Toll, wenn man zwei dieser Sorte am Backen hat, die sich gegenseitig versuchen, zu übertrumpfen, weil jeder von ihnen ja der viel Wichtigere ist mit den viel interessanteren und lebenswichtigeren Geschichten/Kommentaren/was auch immer. Also Langeweile kommt dann garantiert nicht auf. *Ironie aus*

Das Problem ist:
Wie gehe ich mit diesen Menschen um, wenn sie Kunden, Kollegen oder, wie in meinem Fall, Teilnehmer sind?
Wie schütze ich mich davor, durchzudrehen, weil ich einfach nicht mehr zuhören will und kann?
Immerhin schaffen es diese Leute, dass mein Hirn irgendwann zwangsabschaltet wegen Dauerüberlastung, denn echtes Zuhören ist anstrengend! Und nein, mich interessiert auch wirklich in keinster Weise das Liebesleben / nicht vorhandene Liebesleben etlicher Leute, auch nicht die kleinsten Details.

Sucht man im Internet oder bei der Fachliteratur, findet man immer wieder Tipps, wie man besser zuhört, ein guter Zuhörer wird, empathisch zuhören kann, die richtigen Fragen stellt etc.
Sorry, aber genau das suche ich eben nicht.

Am Telefon kann man durch das Einstellen jedweder Rückmeldung (also auch kein mmmm, ja, aha) manchen die Lust am Reden nehmen, das funktioniert jedoch nicht bei Menschen, deren zwanghafte Plapperkommunikation bereits vollständig aus den Fugen geraten ist. Persönlich reden diese nämlich selbst dann weiter, wenn man sie ignoriert. Sie bringen es allenfalls fertig, einen permanent anzutippen, wenn man nicht sofort reagiert. Nervtötend…

Also? Rezepte? Gerade wenn es auch noch „Teil des Jobs“ ist, zumindest bis zu einem gewissen Maß zuzuhören, und man eben nicht mit „HALT ENDLICH DEINE VERD… FRESSE!“ reagieren sollte?
Wobei ich teilweise nicht mal weiß, ob das hilft – wenn es schon nichts bringt, der Person direkt zu erklären: „Ich bin kein Beziehungsexperte, auch kein Paartherapeut, keine Parkuhr und mich interessiert Ihr Liebesleben wirklich nicht.“ Ergebnis? Da das wohl nicht die Worte waren, die diese Person hören wollte, wurde meine Aussage ignoriert und ich mit einem Schwall bedacht, was alles gerade und all die Jahre im Liebesleben schief läuft.

(Bild: shutterstock.com)

Hilfe, keiner versteht mich

Nö, damit meine ich nicht das mitleiderhaschende „Keiner versteht mich.“ und dergleichen, sondern das „Keiner versteht mich!“ im allerwortwörtlichsten Sinne: Keiner spricht meine Sprache.

Keine Seltenheit: Teilnehmer, die zwar in die Maßnahme geschickt werden, aber tausend mal besser in einem Sprachkurs aufgehoben wären.
Ganz nach dem Motto: „Wie geht es Ihnen?“ „Ja.“ „Ähm… Verstehen Sie mich?“ „Ja.“ „Ah, ich sehe es gerade… Sie nehmen bis 12 Uhr teil?“ „Ja.“ „Klappt das denn mit den Fahrzeiten?“ „Ja.“ „Wann fährt denn der nächste Bus?“ „Ja.“

Einmal war es besonders schön: 15 Teilnehmer, davon sprachen zwei fließend deutsch, der Rest extrem gebrochen oder gar nicht.
So, und wie gestaltet man da den Unterricht? Diese Frage kann einem kein Jobcentermitarbeiter beantworten, obwohl die Unterrichtspläne etc. mit dem Jobcenter abgeklärt wurden.
Im Grunde ist es nicht wirklich möglich.
Ab und an kann man die Teilnehmer bitten, die zum Beispiel gut die deutsche Sprache beherrschen, ob sie übersetzen können. Das funktioniert jedoch nicht immer, da nicht immer potentielle Übersetzer vorhanden sind, oder es sich herausstellt, dass der eine Herr zum Beispiel Armenier ist, der Russe zwar fleißig übersetzt – aber der Armenier auch ihn kaum versteht… So bereits geschehen, mehrmals sogar in verschiedenen Konstellationen mit den verschiedensten Sprachen.
Kurz so am Rande: Der armenische Herr kannte nur sehr wenige deutsche Wörter, aber solche wie „Luftschlangen“ waren dabei. Kinder und Kindergeburtstage bilden. *g*

Ich habe ohnehin in der Schule die vollkommen falschen Sprachen gelernt!
Die angebliche Weltsprache Englisch brauche ich im Arbeitsalltag gar nicht, obwohl mir zu Schulzeiten erklärt wurde, jeder würde Englisch beherrschen. Französisch? Kann man teilweise noch eher brauchen, darin war ich jedoch grottenschlecht.
Diese vier Sprachen sollte ein Dozent in der Erwachsenenbildung dringend können, wenn seine Teilnehmer Arbeitslose, vor allem Langzeitarbeitslose sind:

  • Russisch
  • Arabisch (da hilft es ab und an, wenn man Französisch spricht)
  • Türkisch
  • Italienisch (auch hilfreich bei Rumänen)

Andere Sprachen wie Spanisch, Portugiesisch, Polnisch, Tschechisch sind seltener vertreten. Wenn man noch eine fünfte hinzunehmen will, dann am besten Bulgarisch.
Interessant: Viele Menschen aus den asiatischen Ländern können gut genug Deutsch, so dass eine Zusammenarbeit möglich ist, ebenso viele Perser / Afghanen, wobei ich gerade die Perser als sehr wissbegierig kennengelernt habe.

So, nun kennen wir den Störfaktor: Ich habe die falschen Sprachen gelernt. Aber ich muss Unterricht geben… Ja, wie?
Mit einer ordentlichen Portion Humor, viel Reden mit Händen und Füßen, Gesichter ziehen, Pantomime, Strichmännchen an der Tafel… Das funktioniert lange nicht bei allen Themen, aber einige bekommt man tatsächlich sogar so „rüber“!

(Bild: shutterstock.com)

Bringt nix und brauch ich nicht!

„Die ganzen Maßnahmen bringen doch eh nix.“
Schön, wenn das Urteil schon so feststeht und gar nicht erst geschaut wird, ob sich die Inhalte unterscheiden, es vielleicht sogar im Grunde eine Weiterbildung ist oder ein pures Bewerbungstraining, wer der Dozent / Bildungsträger ist und und und. „Bringt nix.“

Dieses „Bringt nix.“ hat einen hartnäckigen Verfolger namens „Brauch ich nicht!“.
Diesen Spruch hört man sogar dann, wenn sich der Teilnehmer kurz zuvor über Verschiedenes beschwert hat und zum Schluss kam, dass er als „Hartzer“ ja ohnehin keine Rechte mehr habe, und man ihm seine Rechte erklären will, vielleicht auch Tipps geben will, damit dies oder jenes besser klappt / nie mehr vorkommt / er ab sofort weiß, wie er sich wehren kann oder andere Hilfen vermitteln will.

„Brauch ich nicht!“ hört man auch gelegentlich in solchen Maßnahmen von jungen Erwachsenen, wenn man sie davon überzeugen will, den Schulabschluss nachzumachen. Oder, wenn der Abschluss vorhanden ist, eine Ausbildung. Öfter kommt jedoch das ehrlichere „Nee, null Bock auf sowas.“

„Bringt nix“ und „Brauch ich nicht“ wird auch gerne verwendet, wenn auf Unpünktlichkeit und Fehlzeiten aufmerksam gemacht wird. Da die Maßnahme nichts bringt, braucht man laut etlichen Teilnehmern auch nicht pünktlich sein.
Und bei einer Arbeitsstelle? Da ist es ja immer anders – bis der Teilnehmer kurioserweise erneut in der gleichen Maßnahme landet und von sich aus vor versammelter Mannschaft erklärt, er habe die Arbeit ja nur verloren, weil er während der Probezeit einige Male zu spät kam. Solche Korinthenkacker „braucht doch kein Mensch“.

„Sie sollten den Umgang mit dem Computer lernen.“ – „Brauch ich nicht. Bringt auch nix, ich bin eh schon so alt.“ Diese Antwort gibt’s sogar schon von 20jährigen.
„Internet braucht kein Mensch.“ – Die Information, dass auch das Smartphone mit dem Internet verbunden ist, dass es ebenfalls ein Rechner ist, wird dabei ignoriert. Die Tatsache, dass man sich damit sogar in den Onlinestellenbörsen umschauen kann, scheint ebenfalls nicht den Weg in einige Köpfe zu finden.

Was all diese Menschen mit all ihren Ausreden gemeinsam haben?

Sie verwenden permanent „Bringt nix.“ und „Brauch ich nicht.“, kombinieren das mit einem ordentlichen Schuss „Ich kann nichts dafür, ich armes Opfer!“ und einer guten Brise „Die Anderen sind schuld“. Die Anderen sind dabei die Gesellschaft, der Staat, die Merkel, die Stadt, das Jobcenter, der Partner, die Kinder, der Hund – und wahnsinnig gerne geben selbst 50jährige noch ihren bösen Eltern die Schuld für alles, was in ihrem Leben schief gelaufen ist.
(Und nein, ich meine wirklich nicht die Menschen, die zum Beispiel nach einem Arbeitsunfall eingeschränkt sind usw. Interessanterweise sind das aber auch gewöhnlich nicht die Dauerjammerer.)

Meist, wenn unsere armen Opfer überhaupt zur Maßnahme gehen, weil sie sonst ihre Leistungen gekürzt bekommen, gehören sie zu einer Art Kundenstamm – immer wieder tauchen sie in Maßnahmen auf, mal bei diesem Bildungsträger und in der einen, dann beim anderen, oft durchlaufen sie sogar mit einem Abstand von ein bis zwei Jahren die gleichen.
Begleitet wird es mit dem Geschimpfe und Gefluche, dass „das Jobcenter“ zu blöd sei und es einfach nicht kapieren würde, dass das alles doch nix bringt.

Seltsamerweise kenne ich jedoch auch einige, bei denen es etwas gebracht hat:
Bei Menschen, die sich meistens weiterentwickeln und als erstes fragen: „Was bringt mir das und was kann ich hier mitnehmen? Was kann ich lernen?“

Die besten Ausreden fürs Zuspätkommen

„Ich habe verschlafen.“ ist ja wohl sowas von langweilig, genauso wie „Ich habe den Bus/Zug verpasst.“ oder „Das Auto ist nicht angesprungen.“ Hier kommen viel bessere Begründungen, die ich in all den Jahren als Dozentin gehört habe:

  • „Ich kriege morgen Gäste, da muss ich doch vorher einkaufen!“
  • „Ich musste erst mal Alkohol kaufen.“
  • „Ja, wieso? Es ist doch noch Morgen.“ (Um 12 Uhr mittags.)
  • „Ich habe den Weg nicht gefunden.“ (Der Herr nahm bereits eine Woche teil.)
  • „Das Jobcenter ist schuld. Wegen denen kann ich mir keinen Wecker leisten.“
  • „Mein Hund hat mich nicht geweckt.“
  • „Meine Füße weigerten sich, hierher zu laufen.“
  • „Ich fühlte mich einfach mental nicht stark genug, um pünktlich hierher zu kommen.“
  • „Ich habe mich verlaufen. Und dann musste ich erst einmal herausfinden, wo ich gelandet bin.“ (Nahm auch bereits schon länger teil – und ist in der Stadt aufgewachsen.)
  • „Ich wurde von Außerirdischen entführt.“ 😉