Manche Menschen sind extrem am Dauerquatschen. Sie wiederholen sich ständig, stellen Fragen und warten nicht mal die Antwort ab, kommentieren jede eigene Miniaktion und sämtliche beobachtete Handlungen… Einfach alles ist für diese Leute Worte wert und ihr Mundwerk schafft es keine zwei Minuten zu pausieren.
Einen treffenden und schönen Blogartikel über dieses extreme Kommunikationsverhalten, das auch mir schon krankhaft vorkommt, findet man hier:
https://traurigschoenewelt.wordpress.com/2012/10/04/logorrhoe-und-logopathen
Der Verfasser des Blogbeitrags wollte ja testen, wie lange ein Mensch dauerlabern kann. Ich freue mich für ihn, dass er es nicht ausprobieren musste/konnte, denn eins kann er mir glauben: LAAANGE!
Ich habe hier öfter Teilnehmer, die das von 08.00 – 15.00 Uhr durchhalten, und wenn ich sie dann nicht rauswerfe, geht es immer noch weiter. Viellaberer finden viel labern im Gegensatz zu ihren Zwangszuhörern nicht anstrengend, da es scheinbar bei ihnen nebenher abläuft wie bei anderen Menschen das Atmen. Sie bemerken erst, dass Dauergequassel anstrengend und störend sein kann, wenn sie auf einen anderen Viellaberer treffen. Bei diesem und über diesen beschweren sie sich dann unablässig, dass er zuviel redet, obwohl sie gleichzeitig plappern, also selbst auch in diesem Moment zuviel reden.
*Ironie an* Toll, wenn man zwei dieser Sorte am Backen hat, die sich gegenseitig versuchen, zu übertrumpfen, weil jeder von ihnen ja der viel Wichtigere ist mit den viel interessanteren und lebenswichtigeren Geschichten/Kommentaren/was auch immer. Also Langeweile kommt dann garantiert nicht auf. *Ironie aus*
Das Problem ist:
Wie gehe ich mit diesen Menschen um, wenn sie Kunden, Kollegen oder, wie in meinem Fall, Teilnehmer sind?
Wie schütze ich mich davor, durchzudrehen, weil ich einfach nicht mehr zuhören will und kann?
Immerhin schaffen es diese Leute, dass mein Hirn irgendwann zwangsabschaltet wegen Dauerüberlastung, denn echtes Zuhören ist anstrengend! Und nein, mich interessiert auch wirklich in keinster Weise das Liebesleben / nicht vorhandene Liebesleben etlicher Leute, auch nicht die kleinsten Details.
Sucht man im Internet oder bei der Fachliteratur, findet man immer wieder Tipps, wie man besser zuhört, ein guter Zuhörer wird, empathisch zuhören kann, die richtigen Fragen stellt etc.
Sorry, aber genau das suche ich eben nicht.
Am Telefon kann man durch das Einstellen jedweder Rückmeldung (also auch kein mmmm, ja, aha) manchen die Lust am Reden nehmen, das funktioniert jedoch nicht bei Menschen, deren zwanghafte Plapperkommunikation bereits vollständig aus den Fugen geraten ist. Persönlich reden diese nämlich selbst dann weiter, wenn man sie ignoriert. Sie bringen es allenfalls fertig, einen permanent anzutippen, wenn man nicht sofort reagiert. Nervtötend…
Also? Rezepte? Gerade wenn es auch noch „Teil des Jobs“ ist, zumindest bis zu einem gewissen Maß zuzuhören, und man eben nicht mit „HALT ENDLICH DEINE VERD… FRESSE!“ reagieren sollte?
Wobei ich teilweise nicht mal weiß, ob das hilft – wenn es schon nichts bringt, der Person direkt zu erklären: „Ich bin kein Beziehungsexperte, auch kein Paartherapeut, keine Parkuhr und mich interessiert Ihr Liebesleben wirklich nicht.“ Ergebnis? Da das wohl nicht die Worte waren, die diese Person hören wollte, wurde meine Aussage ignoriert und ich mit einem Schwall bedacht, was alles gerade und all die Jahre im Liebesleben schief läuft.
(Bild: shutterstock.com)