Kein schönes Thema

…aber eigentlich wird viel zu wenig darüber geschrieben und gesprochen: über die Krankheit Depression.

Nein, ich schreibe hier nicht von dem umgangssprachlichen „ey, ich bin gerade mal voll depressiv“, also keine vorübergehende Niedergeschlagenheit, sondern über die Krankheit.
Genau die, bei der so <ironie> tolle </ironie> Sprüche kommen wie „reiß dich mal zusammen“, „stell dich mal nicht so an“ und so weiter.
Genau die, bei der „Kopf hoch“, „nur du alleine bist für deine Stimmung zuständig“ und „tschakka, du musst es nur wollen“ das volle Gegenteil auslösen können, nämlich dass man sich als Vollversager fühlt.
Genau die, bei der Aufmunterungsversuche schnell darin enden, dass man lächelt, um dem Anderen ein gutes Gefühl zu geben, weil man sich sonst arschig fühlt, aber hinter der lächelnden Maske dann am liebsten erst recht losheulen würde. Wenn heulen noch geht.
Genau die, bei der die meisten davon ausgehen, dass das nur Schwachen passieren kann. Oder Arbeitslose, Leute, die nichts „auf die Rehe“ kriegen und so weiter.
Genau die, bei der viele denken, dafür müsste einer schon traumatisiert sein oder sonstwas erlebt haben oder gerade wäre was Schlimmes passiert usw.
Genau die, bei der viele denken, das wäre nur eine Ausrede.

Genau die Krankheit, die mit dem Suizid enden kann. Zur Suizidrate erklärt die Wikipedia nach der kurzen Angabe, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt: „In Deutschland wird bei 1,1 % aller Todesfälle Suizid als Ursache amtlich festgestellt. Todesfälle mit äußerer Ursache werden zu 31 % als Suizid, zu 60 % als Unfall klassifiziert, in den Unfällen enthalten: Stürze 25 % und 17 % Verkehrstod.“

Wieso werden Verkehrstote ernster genommen? Weshalb wird eine Krankheit, die in die Sucht und / oder zum Freitod führen kann, so lächerlich gemacht?
Wer würde einen Menschen, dessen Bein eingegipst ist, auffordern, jetzt sofort einen Marathon zu laufen? Keiner? Aber zusammenreißen bei einer Depression?

Ja, es ist sehr schwer nachvollziehbar, was da eigentlich vor sich geht. Das geht einem depressiven Menschen oft ebenso – es ist einfach nicht wirklich erklärbar. Und wenn es endlich vorbei ist, teilweise auch nicht mehr für einen selbst nachvollziehbar. Es ist auch schwer begreifbar zu machen, dass dieses „melde dich, wenn was ist“, was ja wirklich lieb gemeint ist, oft einfach nicht durchführbar ist.
Warum ich das weiß? Weil ich immer noch mit dieser Krankheit kämpfe. Und trotzdem kann ich nicht für alle depressive Menschen sprechen, da jede Depression anders ist.

So geht es mir zum Teil:
Bei einer leichten bis mittleren Episode versuche ich mir einzureden, dass ich es wegschlafen kann / mich besser ernähren muss/ mehr bewegen muss usw. Tschakka, tolle Sprüche klatsche ich mir selbst um die Ohren. Blooooß nicht hängen lassen. Zwischendurch könnte ich nur noch rumheulen, aber heyyyyyy, jedem geht’s mal schlecht. Das geht schon alles, man muss nur fest dran glauben… Ab und zu hält schließlich das Grübelkarussell an und guck mal, da scheint doch die Sonne. Ah was, ich fühle mich mies und ich bin nicht gut genug? Dann muss ich mich halt mehr anstrengen! Ich will nicht mehr? Nix da, Pflicht erfüllen!

Bei den Nebensymtomen einer Depression kann ein verminderter Appetit vorkommen. Nöööö, bei mir endet das eher in einem „heute fresse ich mich dumm und dämlich bis mir schlecht wird“, verminderter Appetit ist seltener.

Von außen sieht alles in Ordnung aus: Ich gehe arbeiten, die ganze Zeit habe ich nebenberuflich studiert und nach der 1,0 in der Verteidigung meiner Bacherlorarbeit steht da als Endnote eine 1,4. Ist doch alles wunderbar, oder etwa nicht? Ich habe mein Wohnzimmer renoviert, jetzt ist alles richtig hübsch. Toll, oder?
Nach außen ja. Innerlich nein.
Ja, ich hatte kurz Auftrieb, ja, ich habe mein Wohnzimmer renoviert. Ja, ich dachte, jetzt ginge es mir besser. Aber nach dem Tief davor, dem „Normal“ bis etwas hoch für ungefähr eine Woche, ging es noch tiefer runter. So tief, dass ich Pläne für meinen Abgang schmiedete, mir Listen schrieb, was noch zu erledigen ist, usw.

Warum?
Keine Ahnung.
Vielleicht bin ich vorher zu oft über meine Grenzen gegangen, habe zu oft alles beiseite geschoben, was mir eigentlich Spaß macht, weil ich „funktionieren musste“, weil ich meine Pflichten erfüllen musste – und im Grunde nur noch müde war. Im Grunde in allem gar keinen Sinn mehr sah (und sehe). Ich weiß es nicht. Vermutlich ist es eine wilde Mischung aus allem und vielem.

Im Moment bin ich in der Rheinhessenfachklinik in Alzey und werde stationär behandelt. Bis vor kurzem hätte ich das weit von mir geschoben, hätte ich das nicht gewollt. Aber die Suizidgedanken wurden immer heftiger und dank Papa und meiner Stiefmutter habe ich mich zu diesem Schritt entschieden – bevor ich mich am Ende noch entschließe, meine Pläne tatsächlich umzusetzen, denn dann ziehe ich es wirklich durch.

Wir werden sehen, wie es weitergeht. Eines weiß ich jetzt schon: Mir geht es alleine durch die veränderte Umgebung und weil ich hier lauter Spezialisten um mich habe bereits besser. Hier sind Menschen, die selbst Depressionen haben und denen ich nicht viel erklären muss. Und es erinnert mehr an eine Jugendherberge als an eine Klinik, was ebenfalls beruhigend ist. Ich habe es mir viel „schlimmer“ vorgestellt, war aber sogar bereit, freiwillig auf eine geschlossene Station zu gehen. Diese hier ist offen. Die Mitpatienten (oder Mitbewohner?), Schwestern, Ärzte, Therapeuten und wer noch alles hier herumläft, sind alle sehr freundlich. Auch das ist anders als erwartet. Aber ich glaube, darüber berichte ich ein andermal.

 

Seltsam, plötzlich kriege ich wieder Luft…

…und das, seitdem ich diese verd*** Bachelorarbeit geschrieben und weggeschickt habe. Endlich liegt das Ergebnis vor – 1,7, die mündliche Prüfung, „Verteidigung“ genannt, steht noch aus.

ich

Aber seitdem ich diese Last Studium los bin und „nur noch“ meine 39-Stunden-Arbeitswoche als Verpflichtung habe, habe ich das Gefühl, ich kann wieder atmen.
So gut, dass ich mein Wohnzimmer auf den Kopf stellte und renovierte. Alles alleine, bei der Couch half mir mein Brüderlein und die zweite Lampe, die ich noch nicht aufgehängt hatte, brachte er ebenfalls an Ort und Stelle. Daaaaaaanke! *knutsch*

Das da links war während der kurzen Pause beim Decke streichen.

 

Das alles stand an, weil es geht ja nicht mit halben Sachen…

  • Decke weißen
  • alte Tapete ab und neue dran
  • alten Schreibtisch und alte Couch raus
  • neuer Schreibtisch, neue Couch (huuuuh, ein 2m-Teil!)
  • mehr Regale
  • TV-Regal raus, der Fernseher ist nun auf einem Rollständer (viel cooler, er ist immer da, wo ich ihn haben will)
  • Teppich tiefengereinigt (naaaaaajaaaaaaaaa… So gut es bei diesem uralten Teil halt geht. Teils habe ich die Teppichfarbe beinahe erfolgreich entfernt, aber die Flecken blieben. Wenn das meiner wäre, der wäre längst draußen!)
  • Platz für eine riesige Goldfeder, denn unsere Niederlassung wird geschlossen und einige pflanzen suchten ein neues Zuhause
  • Platz für eiiiin… ELEKTRONISCHES SCHLAGZEUG!

Jawoll! Ein richtiges. Hatte mal so ein Drumpaddingelchen, aber das machte mir nicht wirklich Spaß. Und nun? Versuche ich, momentan noch recht erfolglos, fließend all die Rhythmen zu spielen, die ich im Kopf habe.

 

Schreibtischecke    Regale    Couchseite

Allerdings habe ich eine Sache nicht gut durchdacht: Haue große Kissen drauf und selbst so eine Riesencouch ist plötzlich schon halb belegt:

Ein echtes Luxusproblem, cool, ne? Kann sich nicht jeder leisten! 🙂

Ich habe schon eine Absprache mit der Couch und den Kissen: Wenn ich mich draufpflanze, penne ich augenblicklich ein.

 

 

Gerade sehen sie so einladend aus… Sorry, ich habe was gaaanz wichtiges zu erledigen.

Nix Neues, außer dass ich mich weg verstecke…

…zumindest versuche ich es. Also meistens bin ich ja da zu finden, wenn ich nicht auf der Arbeit bin:

Katze im Bett
Quelle: Shutterstock

Ich finde, das ist ein absolut perfekter Ort. Es gibt keinen kuschligeren, wenn draußen der Wind pfeift oder der Regen aufs Dach und ans Fenster trommelt. Und selbst wenn das nicht der Fall ist, ist das der absolut perfekte Ort.

Schlecht ist dabei nur, dass man irgendwie reichlich wenig gebacken kriegt. Aber andererseits – wieso aufstehen, wenn es doch soooooooo kuschelig da ist? Reicht doch, wenn ich brav zur Arbeit gehe, oder etwa nicht? Und dass ich beim Studium jetzt soweit fertig bin, fehlt nur noch diese Bachelorarbeit.

Ooooh, und da ist ja diese Gemeinheit. Wieso muss ich die schreiben, wenn ich doch soooooooooo brav bin? Ich habe ganz lieb alles besucht und mitgemacht, was ich machen sollte – und bin arbeiten gegangen, was mich alles von meinem perfekten Kuschelort fern gehalten hat. Aber ich soll noch so eine Bachelorarbeit schreiben, dabei will ich doch nicht mal Bachelor spielen und Rosen verschenken. Ich schaffe es auch ganz alleine, in meinem Bettchen zu liegen! Die Breite von 1,60 Metern ist perfekt für mich alleine.

Katze unterm Hut versteckt
Quelle: Shutterstock

Meint Ihr, es hilft, wenn ich mich ab jetzt zusätzlich verstecke, wenn ich mein Bett verlasse?
Ich bin auch ganz leise!

Mir fällt sogar noch eine Alternative ein:
Ich mag Kunstgeschichte. Wenn das weiterhin auch online geht, dann besuche ich ab jetzt jedes Semester weiterhin mindestens eine Vorlesung. Dafür kann ich doch diesen seltsamen Zettel bekommen, oder?  Aber schreibt dazu, dass ich keine Rosen verschenke!

Und wenn ich, weil Kunstgeschichte ja „nur“ mein Beifach ist, nun jedes Semester was in Erziehungswissenschaft besuchen müsste… Öhm… Nö. Dann schreibe ich doch lieber die Arbeit. Außer bei freier Dozentenwahl, ich habe da so meine Like-Liste!

Na gut… Genug Blödsinn. Also, das sind die einzigen „News“ bei mir, die überhaupt erwähnenswert sind: Trotz Dauerschlafens und 35-Stunden-Job habe ich dank Onlinekurse mein Studium fast beendet. Es fehlen nur noch die XXL-Hausarbeit und die abschließende mündliche Prüfung, auch „Verteidigung“ genannt.

Corona, ein großer Reset, die neue Weltordnung und Leute, die sich „Querdenker“ nennen

Es ist wirklich interessant, was da alles im Umlauf ist. All die Jünger der Anti-Neue-Weltordnung-Bewegung sehen sich durch Schwabs „great Reset“ und Corona bestätigt und bringen Sachen in Verbindung, auf die ich nicht mal in meinen wildesten Träumen komme. Und die sind schon oft recht wirr. Schon alleine bei meinem zweiten Satz dürfte ich mir mit einem Schlag viel Kritik, Gegenworte und auch Feinde einhandeln, aber ganz ehrlich: Es macht keinen Spaß, bei jeder Gelegenheit mit diesem Kram belästigt zu werden und immer wieder aufs Neue festzustellen, dass eine echte Diskussion absolut nicht möglich ist. Bringt man ein Argument gegen dieses Gefüge vor, das das gegenüber zumindest um Nachdenken bringen müsste, werden stattdessen die nächsten absonderlichen Scheinargumente vorgebracht:

Stop talking bullshit!
Bildquelle: Shutterstock

Corona ist ja eigentlich die Grippe, die „normale Grippe“ ist eh ausgestorben. Hmmm??? Augrund welcher Datenlage? Fakten? Ach so, weil die Zahlen der Grippe zurückgegangen sind? Jo, könnte auch am Social Distancing liegen, oder? Außerdem ist das ein Phänomen, das jedes Jahr auftritt.

Ah, habe also gar nichts verstanden. Da soll ein Great Reset dank Corona erfolgen und die Reichen noch reicher werden, während den Armen nichts mehr bleibt und der Mittelstand ausgerottet wird. Das ist die Neue Weltordnung. Ihr meint nicht den Song von Ministry von 1989? Nö? Habt Ihr dann wenigstens das Buch mit dem Titel „The Geat Reset“ von Schwab gelesen? Auch nicht? Ja, worüber unterhalten wir uns dann bitteschön?

Ach so, ich habe es immer noch nicht kapiert. Bill Gates will alle ausspionieren, deswegen kommt die Zwangsimpfung. Ja, ich  schaue das auch misstrauisch an, weil so schnell gleich mehrere Impfstoffe auf dem Markt sind, obwohl Medikamente gewöhnlich eine längere Testphase haben. Aber das mit dem Chip ist doch ein mieser Karnevalsscherz, oder etwa nicht? Nö??? Also echt jetzt – wenn Bill Gates allen Ernstes alle ausspionieren wollte, hätte er einen Chip nötig? Auf der ganzen Welt werden Microsoft-Produkte verwendet und wenn Ihr es nicht macht, schleppen Eure Kinder eine X-Box an. Aaah, deshalb verwendet Ihr kein Windows 10.  Ihr wollt nicht von Firmen ausspioniert werden, von keiner! Kann ich verstehen, aber weshalb benutzt Ihr dann Android-Handys oder Apple-Produkte?  Die Google-Suche? Facebook? What’s App? Sonstige kostenlosen Apps? Oh, und bei den Einkäufen muss die Payback-Karte gezückt werden. Sorry, das ist inkonsequent und unüberlegt, was das alles wirklich zu einem Witzargument macht.

Oh, Klage, weil da nutzlose Tests benutzt werden?  Gegen Berater? Berater entscheiden nicht, aber das ist wohl egal. Eine Sammelklage in den USA? Huuuh, zeig mir mal die rechtlichen Grundlagen, wie das hier in Deutschland nützen könnte. Ich enthalte mich jetzt jeden weiteren Kommentars, die Homepage des Anwalts findet man problemlos im Internet. Und wer sich da eine goldene Nase verdient, vollkommen egal, ob das rechtlich Sinn ergibt oder nicht, das kann dann jeder nach etwas Lesearbeit selbst beurteilen, wenn er denken kann und will.

Bildquelle: Shutterstock

Also nochmal: Worüber unterhalten wir uns denn bitteschön?
Um das, was irgendwelche Rübennasen in Facebook verbreiten?  Sorry, aber ich glaube nicht der „wissenschaftlichen Quelle“ Facebook.

Weshalb nennen sich so viele eigentlich „Querdenker“? Hab ich da auch schon wieder was verpasst?
Also quer denkt da keiner, denn „quer“ würde bedeuten, dass man verschiedene Quellen zu rate zieht. Und das Denken bezweifele ich ebenfalls, es ist eher ein „denken lassen“ bzw. sich sagen lassen, was man denken soll. Mich erinnert das alles an eine seltsame Weltuntergangssekte, die sich immer neue Glaubenssätze einfallen lässt, um die Anhänger immer tiefer in das Gestrüpp von Halbwahrheiten und Verdrehungen zu ziehen, allgemein kann man das auch als „Gehirnwäsche“ bezeichnen.

Um es nochmal klar zu sagen:
Ich schaue mir auch vieles an und wundere mich, hinterfrage und finde einiges auch nicht gut. Zum Beispiel finde ich allgemein die Kommunikation oder begründende Informationen, weshalb, wieso und warum etwas sonstwie getan werden soll,  nicht befriedigend. Für mich ist das jedoch trotzdem kein Grund, irgendwelchen falschen Predigern hinterher zu laufen und das dann unüberlegt weiterzuverbreiten.
Ich bin kein guter Mensch, denn ich wünsche mir allmählich, dass einer der ganz großen Herumposauner Corona kriegt, aber bitte heftig… Sterben muss er ja nicht, aber vielleicht wird dann endlich mal das Denken aktiviert!

Remember: SELBSTDENKEN IST SEXY!!!

Halloween, Samhain, Allerseelen, Tag der Toten…

…es ist doch vollkommen wurscht, wie es genannt wird.

Wieso ich Allerheiligen jetzt nicht genannt habe? Naja, hier wird an „alle Heiligen“ der Christen gedacht, wobei es da auch Unterschiede gibt bei den römisch-katholischen-, orthodoxen, den verschiedenen evangelischen Kirchen… Mir erschließt sich auch nicht wirklich der Sinn, denn am Totensonntag (evangelisch, dieses Jahr am 24.11.2019) wird ja an alle Verstorbenen gedacht. Die Katholiken haben Allerseelen – aber da wird scheinbar nur für alle im Fegefeuer gebetet. Lässt natürlich schon wieder Raum zum Nachdenken: An alle anderen soll / muss nicht mehr gedacht werden…?
Wichtig ist für die Christen und alle anderen nur, dass an Allerheiligen in den deutschen Bundesländern , in denen das ein gesetzlicher Feiertag ist, weder getanzt noch laut die Musik angemacht werden darf, weil Allerheiligen ein „stiller Feiertag“ ist.

Trifft sich ja perfekt mit den importierten Feierlichkeiten Halloween und dem Día de Muertos, dem mexikanischen Tag der Toten, die etwa zur gleichen Zeit stattfinden! Die sind ja sowas von leise! 😉

Während Helloween gewöhnlich am 31.10. gefeiert wird, beginnt der Tag der Toten an diesem Abend und dauert bis zu Allerseelen am 02.11. Es sind also eher Tage der Toten, an denen die Schwelle zwischen Dies- und Jenseits sehr dünn ist und die Toten sogar zurückkehren können, was gefeiert wird. Helloween dagegen hat zwar einen sehr ähnlichen Ursprung, erinnert aber mehr an eine kuriose Mischung aus unserer Fassenacht (Karneval, Fastnacht, wie auch immer) und unserer Hexennacht / Walpurgisnacht.
Irgendwie mag ich beide Feste, wirklich schrecklich finde ich jedoch diese Helloween-Specials in US-amerikanischen Serien, da sie meistens einfach nur gruselig schlecht und nervtötend sind.

Wie man anhand der Fotos sieht (alle von Shutterstock) habe ich dieses Jahr besonders einen Narren an dem Día de Muertos-Make Up gefressen, das auch gerne als „Zuckerschädel“-Make Up bezeichnet wird. Am Tag der Toten gibt es nämlich auch bunte Schädel aus Zucker, was natürlich irgendwie sehr lustig ist, da man die letzte Zeit oft was vom „weißen Gift“ lesen oder hören kann. Seht ihr, die wissen das…!

Noch kurz etwas zu Halloween, All Hallows‘ Eve: In Kreuznach sind wir durch die stationierten Soldaten der US Army und ihre Familien etwas früher darauf aufmerksam gemacht worden, aber allgemein scheint sich dieses Kostümfest hier in Deutschland immer mehr auszubreiten. Von mir aus – mich nervt es nur, wenn es plötzlich zu einer Zwangs-Halloweenisierung kommt.
Ich finde, jeder soll für sich selbst entscheiden können, ob er etwas mag und ob er das feiern will! Mögen heißt nämlich nicht zwangsläufig, es auch zu feiern. Ich bin Experte in sowas…

Amüsant finde ich Menschen, die dann sofort mit der Samhain-Keule kommen. Ja, richtig, Samhain (Samain, Samuin), das „ganz alte, keltische Fest“, von dem Halloween abstammt. Ich lache mich halb kaputt, wenn einer ankommt mit altehrwürdigen Traditionen, die so und so gewesen wären und blablabla. Das ist einfach nur lächerlich. Wir heute können lediglich Samhain neu interpretieren, wir wissen nicht einmal, ob es überhaupt ein festgelegtes Datum gab. Die Interpretation, dass das „echte“ Samhain an einem Neumond stattfindet, dieses Jahr am 28.10.2019, ist eine Konstruktion, hauptsächlich Wicca. Und Wicca ist schon gar nicht keltisch oder germanisch, Wicca ist eine neuzeitliche Mischreligion, in der auch ägyptische, römische, griechische und weitere Götter verehrt werden. Sorry, aber was ich da schon gehört oder gelesen habe, ist teils einfach nur niedlich – das ist so, als ob ich z. B. Thor, Loki etc. aus den Marvel-Comics oder -Filmen als historisch korrekt bezeichnen würde. Ein Blick in die Edda, alte Sagen und Geschichten dürfte einen näher bringen an das, was da früher geglaubt wurde.
Und was heißt das nun? Klar, feiert Samhain, aber behauptet bitte niemals, dass ihr alles „ganz genau“ wisst.

Ansonsten haben alle Feste eins gemeinsam: Wir denken an unsere Toten, wir sollten uns selbst klar machen, dass wir vergänglich sind. Ob einer das in Stille feiern will oder mit Tanz und lauter Musik, in einer Kirche oder mit einigen Menschen an einem Lagerfeuer, das sollte jeder für sich selbst entscheiden.
Wieso sich gegenseitig schlecht machen und streiten? Im Grunde feiern da doch alle das Gleiche!

Finanzamtsnervkram

Willpower loadingStändig höre ich von „Willenskraft“, um die Ziele zu erreichen, von Selbstdisziplin, Selbstbeherrschung und -kontrolle usw.

Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich habe den Eindruck, dass man davon an manchen Tagen schon mehr als genug braucht, um überhaupt aufzustehen. Und wenn dann solche Aktionen wie „mach endlich die Umsatzsteuererklärung fertig, am besten auch gleich die Einkommensteuererklärung usw.“, dann sollte man nur noch von Selbstüberwindungskräften reden. Außer Frust  beschert mir dieser Kram nämlich nichts – und jedes Mal, wenn ich es endlich erledigt habe, weiß ich, dass dies nicht zum letzten Mal war. Juhuuuu…

Als ich in einigen Firmen im Büro arbeitete und es dort nunmal zum Job gehörte, ging es noch besser. Immerhin hatte ich im Hinterkopf, dass ich für diesen Blödsinn bezahlt werde. Aber so? Es wird nicht bezahlt. Was nicht bezahlt wird, fällt für viele (meist angestellte) Zeitgenossen unter „Freizeit“ – und in meiner Freizeit kann ich mir echt Besseres vorstellen als mich mit diesem Blödsinn zu befassen. Zumal das doch von letztem Jahr ist. Das letzte Jahr ist vorbei, aus, weg, also wieso soll ich mich damit beschäftigen? Das ergibt doch keinen Sinn und hat für mich keinen Mehrwert!

Na gut, meine Mama steht an meiner Seite. Sie ist Buchhalterin mit Herz und versteht es teilweise gar nicht, wieso das so ein Krampf für mich ist, jedes Jahr. „Du hast doch alles schon ordentlich abgeheftet. Das ist nur ein das Eintippen, der Drucker erledigt das Ausdrucken, dann die Formulare und Ende.“ Jepp, Formulare!!! Viele kapieren die Dinger nicht, ich schon, aber das ist Behördenkram. Formulare sind einfach nur dazu geschaffen, Menschen abzuschrecken, einzuschüchtern, möglichst so formuliert, dass kaum einer sie versteht… Fragt meine Teilnehmer – bereits die Beantragung von Alg II-Leistungen oder Zettel ausfüllen für Teile des „Bildungspaketes“, damit z. B. ihre Kinder mit zum Klassenausflug können, ist eine Herausforderung, die es erst mal zu meistern gilt. Formulare sind für Behörden geschaffen, normale Menschen sollen die gar nicht verstehen.

Und der Finanzamtskram? Der soll ja eigentlich den Steuerberatern auch kleine Kunden wie mich schenken, denn alleine der Aufwand für meine Minifirma, um diesen Blödsinn zu erledigen, steht in keinem Verhältnis. Vollkommen lächerlich wird es, wenn jemand einfach nur eine Photovoltaikanlage hat, habe ich gehört. Na, damit fördert man alternative Energien…

Okay, jetzt habe ich genug gejammert. Heute noch, dann ist 2018 erledigt. Immerhin bekomme ich Umsatzsteuer zurück, die mir aber wieder als Einnahmen im nächsten Jahr angerechnet werden. Jaaaa… saulogisch. Zuviel bezahlt und das gilt als Einnahme, wenn man es zurückbekommt.
Und Einkommensteuer? Werde ich keine bezahlen müssen, da meine Einkommen nach Abzug der Ausgaben zu gering ist. Theoretisch hätte ich längst den Löffel abgeben müssen, weil ich in etlichen Monaten unter dem Hartz 4-Satz liege (Leistungen zum Lebensunterhalt + Miete + NK). Hmmmpf. Noch ein Grund, wenn das Jahr rum ist, es einfach nicht weiter zu beachten: Es ist frustrierend und kein Glücksspender. Da muss man sich schon selbst extrem gut zurreden, um diesen Murks dann noch in die Formulare einzutragen…
* zured * Ich hab überlebt und viel gelesen usw., also auch meinen Spaß gehabt. Was interessiert mehr? *zured Ende*

Eins ist klar: Komme mir mal keiner mit Willenskraft und Selbstdisziplin in den nächsten Tagen. Ich hab genug für diesen Finanzamtsnervkram gebraucht, ist jetzt alles alle und restlos aufgebraucht. Und auch dieses „genieße jeden Schritt“-Blablabla passt nicht. Ich erledige diesen Mist, das muss reichen! Da putze ich ja Klos lieber, danach sieht man immerhin ein erfreuliches Ergebnis.

Smartphonesüchtige Zombies

Jaja, ich weiß, da gab es schon mal dieses angebliche Wort des Jahres 2015 für die Smartphonezombies, „Smombie“. Angeblich, da laut Gerüchte „Alphakevin“ eigentlich das Jugendwort des Jahres 2015 war, aber aufgrund der möglichen Diskriminierung der Jungs, die Kevin heißen, wurde es gelassen. Ein „Alphakevin“ ist ein besonders dummer Zeitgenosse – und diese Bezeichnung habe ich in den Maßnahmen extrem oft gehört, vor allem von Alphakevins. 😉
„Smombie“ hingegen nie, was jedoch trotzdem nichts heißen muss, denn Jugendsprache ist meist regional sehr unterschiedlich.

Zurück aber zu diesen Smartphonezombies. Ist schon mal einem aufgefallen, dass ausgerechnet die Menschen, die keine Manager, Pressemenschen, Chirurgen, Notärzte oder sonstwie wichtigen Menschen eben nicht dauernd am Smartphone hängen? Die Selbstständige, die ich kenne, ebenso nicht, dabei könnte doch ein wichtiger Auftrag reintrudeln. Nö, meistens kleben Leute, die nur wichtig  tun wollen, daran. Aber halt, was rede ich denn da? Ich bin einfach nur zu doof, das zu kapieren.

Diese Zeitgenossen sind beinahe eins mit ihren Smartphones, untrennbar verbunden, außer das Guthaben ist aufgebraucht oder – oh Schreck und Katastrophe!  – ein hinterhältiges Funkloch trennt sie von der Außenwelt ab. Sie haben kontinuierlich  wahnsinnigen weltbewegende Dinge zu besprechen, wobei sie zwar aussehen wie Bekloppte, weil sie permanent mit unsichtbaren Gesprächspartnern am Dauerplappern sind, und wobei sie sich wirklich wie Zombies seltsam schwankend in Zeitlupe bewegen und vor Autos latschen, aber das muss die Außenwelt doch verstehen. Wenn ich es recht bedenke…

Also ich glaube wirklich, dass es um Leben oder Tod ging, als wieder einmal eine quer durch den ganzen Bus ihre sexuellen Vorlieben ausplärrte oder ein anderer die Probleme mit seinem eventuell nicht vorhandenen Liebesleben bis ins letzte Detail erörtern wollte.
Oder dass es zum Beispiel viel wichtiger ist, was irgendwer heute kocht, statt jetzt hier irgendwas Berufliches zu besprechen. Das muss warten, essen ist schließlich ein Grundbedürfnis.
Es geht auch nicht, dass frau zum Beispiel in einer Maßnahme hockt, das Smartphone aus der Hand legt und dem Unterricht folgt, wenn sie doch durch ständige Kontrolle per Whatsapp-Nachrichten prüfen muss, was ihre Tochter in der Schule macht. Dass ich es dann auch noch wage, ihr zu sagen, dass sie ihre Tochter vom Lernen abhält, also das ist ja wohl eine bodenlose Frechheit!

Ja, stimmt, ich habe von nichts eine Ahnung… Aber wenigstens erkenne ich das selbst, weil ich Zeit zum Nachdenken habe ohne ständig plappern zu müssen. 😉

Wie es ist und wie es sein sollte

Dieses Mal geht es nicht um die Arbeit, mein Leben besteht ja aus mehr als nur Arbeit… Wäre schlimm, wenn nicht, oder?
Die letzte Zeit habe ich übelst die Bewegung vernachlässigt und bin etwas in die Breite gegangen. Etwas? Also ich fühle mich, als ob ich zum Elefanten mutiert bin.  Gefühlt ist da also gar nichts mehr mit „etwas“. Aber was erwarte ich denn auch, wenn ich

  • mich kaum bewege
  • viel schlafe und trotzdem nicht wirklich (dauermüde bin, döse…)
  • ungesundes Zeug in mich reinstopfe
  • zu schnell esse und oft aus Frust gegessen habe
  • wirklich nur noch versackt bin?

Also links ist das, wie ich mich fühle. So wie die Dame rechts muss ich jetzt nicht aussehen (würde vermutlich genau so eh nicht funktionieren, mein Körperbau ist schon ein anderer), aber so ein bisschen mehr in die Richtung wäre schon ganz gut:

(Bilder: shutterstock.com)

Da ich von Natur aus ein fauler Mensch bin und ich mich erst mal überhaupt dazu bringen will, mich zu bewegen, komme ich besser nicht gleich mit einem  bombenmäßigem Workout daher. Ich kenn mich – ich mach’s am ersten Tag, vielleicht noch am zweiten, dann such ich nach Ausreden und spätestens nach einer Woche will ich davon nichts mehr wissen.

Manchen Leuten bringt es was, Verträge mit sich selbst aufzusetzen. Schon probiert – ich kündige die in null Komma nichts ohne mit der Wimper zu zucken.
Andere brauchen Unterstützung von außen, Leute, die sie erinnern. Also bei Kreativgeschichten habe ich es leider schon erlebt, dass ich bei einer Blockade anfange, mich über mich selbst zu ärgern, mich weiter unter Druck setze und dann kommt’s zu einem Vollblackout – gar nichts geht mehr. Bei anderen Sachen juckt’s mich nicht mal, die erkläre ich für gestrichen und dann will ich auch nichts mehr davon hören.

Dieses Mal versuche ich es etwas anders: Ich erkläre es zur Challenge. Angeblich soll es ja besser funktionieren, wenn etwas eine absehbare Zeit andauert.

Die Challenge:
Einen Monat lang mich jeden Tag bewegen. Und da ich damit schon mal begonnen hatte, nehme ich Yoga. Das soll auch allgemein gut fürs Wohlbefinden sein und davon kann ich immer eine Portion gebrauchen. Damit das dann möglichst zur Gewohnheit wird, will ich mir eine Art Yoga-Morgenroutine zusammenstellen. Heute zusammenstellen, schon etwas bewegen, klar, und ab morgen jeden Morgen das stur durchziehen, einen Monat lang. Das müsste doch machbar sein, zumal ich gerade eh nichts besseres zu tun habe. Sollte ich plötzlich wieder mitten in der Nacht aufstehen müssen (ich wird kein Morgenmensch), muss ich die Routine in eine Abendroutine umbauen. Oder Heimkommroutine, wäre vielleicht sogar noch besser.

Stellenausschreibung / Realität

Gerade habe ich mir wieder diverse Stellenausschreibungen angesehen. Da kein passende in diesem Bereich in Bad Kreuznach oder Umgebung war, habe ich mir das angesehen, wofür ich mit dem Studium fertig sein sollte, in ganz Rheinland-Pfalz. Ich zitiere jetzt kein bestimmtes Stellenangebot, gehe aber auf verschiedene Punkte ein, die immer wieder dort auftauchen – egal ob ein Dozent, Fachreferent, Jobcoach, eine sozialpädagogische Kraft oder wie auch immer gesucht wird (die Bezeichnungen können variieren).

Grundsätzlich stellen sich alle Bildungsträger immer als absolute Menschenfreunde vor, die einfach nur zum Knutschen sind. Wie jede Firma nunmal – oder hat einer mal gelesen, dass sich eine Firma selbst schlecht macht? Selbst wenn die Mitarbeiter ständig wechseln, weil es einfach nur katastrophal dort ist, präsentieren sich Firmen gewöhnlich als das Gelbe vom Ei. Schriftlich sowieso, beim Vorstellungsgespräch erst recht. Also ich wüsste nicht, dass mir von dem einen Ex-Arbeitgeber mal gesagt wurde: „Schön, dass Sie da sind. Bei uns dürfen Sie jeden Monat dem Geld hinterher laufen!“
Im sozialen Bereich oder auch im Bildungsbereich stellen sich die Firmen grundsätzlich als extrem hilfsbereit dar, die auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen. Ich war schon selbst Teilnehmerin von solchen Maßnahmen – das hängt extrem von den jeweiligen Mitarbeitern ab und ob es überhaupt von der Geschäftsleitung unterstützt wird. Und selbstverständlich sind die Bildungsträger zertifiziert. Mich wundert es immer noch, dass dieser Umstand extra erwähnt wird – eine Zusammenarbeit unter anderem mit dem Jobcenter, eine Bewerbung um eine Maßnahme wäre ohne Zertifizierung nicht möglich.

Versprochen wird gerne die enge Zusammenarbeit mit dem Fallmanagement des Jobcenters (dabei ist das abhängig vom jeweiligen Jobcenter). Ziel ist es meist, die Teilnehmer durch ein „sozialintegratives“ (z. B. beibringen, dass „Ey Alter!“ keine höfliche Anrede ist), „arbeitsmarktorientieres“ und „gesundheitsorientiertes“ (ja, mittlerweile immer öfter – da werden sogar absolut Unwissende dazu gebracht, etwas über Ernährung beizubringen) Coaching mit „ganzheitlichem“ Ansatz in Ausbildung oder Arbeit zu integrieren. Gerne wird auch dieses Ganzheitliche mehrmals betont, doppelt und dreifach hält schließlich besser.

Doch was bedeutet das denn nun wirklich im Klartext?
Bei „sozialintegrativ“ habe ich bereits ein Beispiel genannt, darunter können jedoch auch solche Dinge fallen wie der Versuch, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit beizubringen. Es geht auch nicht wirklich um das Soziale an sich – es interessiert absolut nicht, ob jemand ein guter Vater/eine gute Mutter/ ein guter Partner… ist. Es geht auch nicht darum, dass alle Beteiligten trotz verschiedener Ausgangslagen miteinander irgendetwas vereinbaren. Es geht einzig und alleine um die Arbeitswelt. Und dort heißt sozialintegrativ ganz einfach: Pass dich gefälligst an, stelle das Private zurück und schaff deine Arbeit zuverlässig.
Arbeitsmarktorientiert“ ist es meist dadurch, dass sich die Teilnehmer gefälligst bei Zeitarbeitsunternehmen melden sollen. Da es sich bei Langzeitarbeitslosen meistens um Menschen mit geringer formaler Bildung handelt (das drücke ich absichtlich so aus – ich habe zum Beispiel schon echte Matheasse erlebt, die keinen Schulabschluss hatten), die oft auch keine Berufsausbildung haben, führt der Weg leider meistens nicht mehr an den Zeitarbeitsfirmen vorbei. Zumindest in unserer Gegend sind sie fast schon so etwas wie die Gatekeeper – erst wenn man lange genug über Temporärarbeit in einem Unternehmen war, wird dort nachgedacht, ob man diese Person einstellt. Wenn überhaupt… Das gefällt natürlich vielen Teilnehmern nicht, denn viele von ihnen haben bereits eine beachtliche Karriere von einem befristeten Job zum nächsten, von einem Personaldienstleister zum nächsten hinter sich. Da es in einigen Maßnahmen, gerade wenn explizit darauf hingewiesen wird, dass die Leute in Arbeit kommen sollen, Vermittlungsquoten gibt, müssen diese Teilnehmer regelrecht weichgeklopft werden, es erneut über Zeitarbeit zu versuchen.
Und das viel zitierte „ganzheitlich„? Ist nicht medizinisch oder ernsthaft pädagogisch gemeint. Es geht beispielsweise nicht um das lernen mit allen Sinnen, es geht nicht darum, dass jemand wirklich zufrieden wird etc. Seien wir mal ehrlich – in diesem Umfeld interessiert so etwas doch kein Bisschen! Es ist einfach nur ein modisches Schlagwort, etwas, das toll klingt. Wird von der „Aktivierung und Kompetenzstärkung der Teilnehmenden“ gesprochen, dass man also die Stärken und Schwächen der Menschen herausfinden will, so wird gewöhnlich nicht nach Kreativität etc. gefragt. Meist zählt auch hier nur das, was beruflich verwertbar ist bzw. was als Hilfskraft brauchbar ist.

Insofern dürfte nun ganz klar sein, was hiermit gemeint ist, wenn das Aufgabengebiet so beschrieben wird:
• Förderung der Bereitschaft zur Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen, möglichst sogar existenzsichernden Erwerbstätigkeit, manchmal auch hübsch umschrieben als „Förderung der Eigenmotivation“
• individuelles Bewerbungs- und Jobcoaching
• aktive Kontaktaufnahme und -pflege zu Unternehmen in der Region
• Kontaktpflege und Beziehungsmanagement zum Auftraggeber (also meist bei solchen Maßnahmen zum Jobcenter)
• Administration und Dokumentation der Maßnahme vor Ort (jepp, das gehört noch dazu – schließlich wird mit Ämtern zusammengearbeitet und was nicht dokumentiert wurde, das gilt dann als „nicht erledigt“)

Gewünscht wird neben irgendwelchen Ausbildungen meist noch
• Berufserfahrung und dadurch Kontakte zu regionalen Netzwerkpartnern (=Arbeitgebern, Zeitarbeitsunternehmen…)
• Erfahrungen in der teilnehmerorientierten Gesprächsführung/Beratung oder im Coaching (=Breitlabern, sich z. B. doch bei dem Zeitarbeitsunternehmen zu melden)
• Kenntnisse in der Betreuung und Beratung von Fallmanagementkunden
• Hohe regionale Mobilitätsbereitschaft (Führerschein und PKW von Vorteil)
• Sehr gute Ausdrucksfähigkeit in Wort und Schrift; gute MS Office-Kenntnisse (*hust* Ich habe gerade die Frage meiner Kollegin im Kopf: „Und wie leite ich eine E-Mail weiter?“)
• kommunikativ, engagiert, teamfähig und mit viel Spaß an der Arbeit (morgen komm ich mit ’ner Clownsnase…)
• Eigeninitiative, Einfühlungsvermögen, ganzheitliches Denken (haha, immer wieder gerne), Zuverlässigkeit
• sehr oft: PKW-Führerschein, oft sogar ein eigener PKW, der dann dienstlich genutzt werden soll; also aufpassen, wenn da steht „hohe mobile Bereitschaft“!

Selbstverständlich, zumindest auf dem Papier, gibt es eine professionelle, methodische Einarbeitung in den Aufgabenbereich. In Realität sollte man auch bei Bildungsträgern damit rechnen, dass es wie in den meisten Firmen abläuft: friss oder stirb. Oder, wenn es wirklich freundlicher abläuft: „Da ist der Kollege, der arbeitet Sie ein.“ und dieser Kollege muss dann zusehen, wie er das neben seiner normalen Arbeit geregelt bekommt.
Ebenfalls gerne genannt: „Wir bieten Ihnen einen Arbeitsplatz, der die freie Entfaltung Ihrer Fähigkeiten, durch Raum für Flexibilität und Kreativität, ermöglicht.“ Allerdings fehlt hier ein Zusatz: „solange es im Rahmen von dem ist, wie wir es uns vorstellen.“

Im Gegenzug winkt dann eine Einstellung auf befristeter Basis, oft sogar eher auf Halbtagsbasis.

Ich weiß, das klingt alles eher missmutig. Um in diesem Bereich zu arbeiten, sollte man sich wirklich nicht an den Stellenausschreibungen und den tollen Punkten darin orientieren, sonst winkt schnell die Enttäuschung. Ich kann nur jedem empfehlen, zuerst mal reinzuschnuppern, ob das überhaupt der passende Bereich ist – und sich auch möglichst verschiedene Maßnahmen/Konzepte ansehen. Eine 50plus-Maßnahme oder eine speziell für Jugendliche und junge Erwachsene ist vollkommen anders als eine, in der auf Gedeih und Verderb vermittelt werden muss.
Hinzu kommt: Was will ich erreichen? Was ist mir wichtig? Viele verschiedene Menschen kennenlernen? Dann passt es. Dadurch ständig was anderes, immer wieder auch Probleme, die gelöst werden müssen (oft auch gelöst werden können)? Passt. Wenn es das Unterrichten selbst ist, so wie bei mir, dann kommt es auch extrem auf die Maßnahme an. In manchen werden echte Fachkenntnisse vermittelt, in anderen hingegen werden die Teilnehmer eher verwaltet.

Also besser erst sich selbst fragen, wieso dieser Bereich, es sich ansehen… und bitte, dieses „Ich will anderen helfen“ sofort aus dem Kopf schlagen, da ist ein Krankenhaus besser geeignet. Genau diese Leute, die dieses Argument nennen, geben am schnellsten auf, weil man in diesem Bereich etwas Entscheidendes im Hinterkopf haben muss: Gewöhnlich sind die Teilnehmer nicht freiwillig da. Ob sie Hilfe erwünschen und Hilfe annehmen, gerade wenn ihnen jemand „aufgezwungen“ wird, das haben sie selbst zu entscheiden! Es sind Erwachsene!