Smartphonesüchtige Zombies

Jaja, ich weiß, da gab es schon mal dieses angebliche Wort des Jahres 2015 für die Smartphonezombies, „Smombie“. Angeblich, da laut Gerüchte „Alphakevin“ eigentlich das Jugendwort des Jahres 2015 war, aber aufgrund der möglichen Diskriminierung der Jungs, die Kevin heißen, wurde es gelassen. Ein „Alphakevin“ ist ein besonders dummer Zeitgenosse – und diese Bezeichnung habe ich in den Maßnahmen extrem oft gehört, vor allem von Alphakevins. 😉
„Smombie“ hingegen nie, was jedoch trotzdem nichts heißen muss, denn Jugendsprache ist meist regional sehr unterschiedlich.

Zurück aber zu diesen Smartphonezombies. Ist schon mal einem aufgefallen, dass ausgerechnet die Menschen, die keine Manager, Pressemenschen, Chirurgen, Notärzte oder sonstwie wichtigen Menschen eben nicht dauernd am Smartphone hängen? Die Selbstständige, die ich kenne, ebenso nicht, dabei könnte doch ein wichtiger Auftrag reintrudeln. Nö, meistens kleben Leute, die nur wichtig  tun wollen, daran. Aber halt, was rede ich denn da? Ich bin einfach nur zu doof, das zu kapieren.

Diese Zeitgenossen sind beinahe eins mit ihren Smartphones, untrennbar verbunden, außer das Guthaben ist aufgebraucht oder – oh Schreck und Katastrophe!  – ein hinterhältiges Funkloch trennt sie von der Außenwelt ab. Sie haben kontinuierlich  wahnsinnigen weltbewegende Dinge zu besprechen, wobei sie zwar aussehen wie Bekloppte, weil sie permanent mit unsichtbaren Gesprächspartnern am Dauerplappern sind, und wobei sie sich wirklich wie Zombies seltsam schwankend in Zeitlupe bewegen und vor Autos latschen, aber das muss die Außenwelt doch verstehen. Wenn ich es recht bedenke…

Also ich glaube wirklich, dass es um Leben oder Tod ging, als wieder einmal eine quer durch den ganzen Bus ihre sexuellen Vorlieben ausplärrte oder ein anderer die Probleme mit seinem eventuell nicht vorhandenen Liebesleben bis ins letzte Detail erörtern wollte.
Oder dass es zum Beispiel viel wichtiger ist, was irgendwer heute kocht, statt jetzt hier irgendwas Berufliches zu besprechen. Das muss warten, essen ist schließlich ein Grundbedürfnis.
Es geht auch nicht, dass frau zum Beispiel in einer Maßnahme hockt, das Smartphone aus der Hand legt und dem Unterricht folgt, wenn sie doch durch ständige Kontrolle per Whatsapp-Nachrichten prüfen muss, was ihre Tochter in der Schule macht. Dass ich es dann auch noch wage, ihr zu sagen, dass sie ihre Tochter vom Lernen abhält, also das ist ja wohl eine bodenlose Frechheit!

Ja, stimmt, ich habe von nichts eine Ahnung… Aber wenigstens erkenne ich das selbst, weil ich Zeit zum Nachdenken habe ohne ständig plappern zu müssen. 😉

Guten Montagmorgen – oder auch nicht

Jetzt weiß ich, was schief läuft: Mir fehlt die Katze!

Ein mittlerweile typischer Montagmorgen, der so gar nicht dem entspricht, was Motivationsgurus und/oder Coaches, die einen zum positiven Denken verleiten wollen, entspricht…

Der Morgen und ich waren noch nie gute Freunde – ich bin ein Nachtmensch und die Welt der Tagmenschen beginnt nunmal zur falschen Uhrzeit. Seit dem Kindergartenalter warte ich auf die vielzitierte Gewöhnung und so allmählich befürchte ich, das gehört in das Land der Sagen und Legenden. Zumindest in meinem Fall. Startet der Tag später, dann mag ich den Morgen auf Anhieb schon mal lieber.

Genauso fällt es mir mittlerweile immer schwerer, motiviert aufzustehen. Ich habe oft genug wirklich den Spruch von manchen Lifecoaches im Kopf, dass man sich mit positiven Menschen umgeben  und negative Menschen umgehen sollte etc. Geht nicht, ist mein Job. Ich werde schon morgens mit einer leidenden Fr… einem leidenden Gesicht empfangen, begleitet von einem Dauerjammerton, der die allerneusten (oder auch nicht) Krankheiten verkündet.
Hinzu kommen sämtliche Probleme, die manches Mal eigentlich keine sind. Aber was soll ich erwarten, wenn ich mit Menschen arbeite, die mir mit ernster Miene erklären, dass man dauerhafte psychische Schäden davonträgt, wenn man in einem Stau gestanden hat?

Auf jeden Fall trifft es das hier an einem Montagmorgen am ehesten:

Guten Morgen, du verdammter Tag, meinst du nicht, du bist zu früh dran?
Bist auch noch Montag, du blöder Tag, und das den ganzen Tag lang!

(Bild: shutterstock.com)

Es gibt dumme Fragen(steller)

stupid questionsEs heißt immer, dass es keine dummen Fragen gibt. Bei manchen Fragen bin ich jedoch fest davon überzeugt, dass sie bis zu einem gewissen Alter unter kluge Fragen fallen und ab einem gewissen Alter darauf hindeuten, dass man es mit einem Gegenüber zu tun hat, das sich kaum mit der Welt befasst, die es umgibt. Und dann wirkt irgendwann so eine Frage einfach nur noch dumm. Genau genommen ist es die Frage ja immer noch nicht, nur halt der Mensch, der diese stellt…

So hatte ich erst kürzlich ein sehr aufschlussreiches Gespräch. Eine Frau, etwa 30 Jahre alt, erzählte mir, dass sie mit ihrem Mann am Wochenende den Zoo besucht hatte. Der erste Schock erwartete sie am Affengehege. Anstatt sich zusammenzureißen, trieben es tatsächlich welche miteinander. Sogar zweimal! Ich konnte mir gerade so den Kommentar „Spanner!“ verkneifen, dann versuchte ich diesem Fraumädchen klar zu machen, dass menschliche Vorstellungen wohl kaum für Affen relevant sind. Ganz davon abgesehen: Wohin sollten sie sich denn bitteschön zurückziehen?

Das Gespräch war noch nicht vorbei. Die Frau beschwerte sich bei mir, dass viele Zootiere total gelangweilt ausgesehen hätten. Ach was…? Ich versuchte schon wieder geduldig zu erklären, dumme Dozentenangewohnheit, obwohl mir so kurz durch den Kopf blitzte: „Meinst du, das bringt da überhaupt noch was?“ Irgendwann hatte sie es glücklicherweise kapiert, dass es sich nicht um die natürliche Umgebung handelt, die Tiere in der Natur mehr zu tun haben, es zwar Zooprogramme gibt, um den Tieren Abwechslung zu verschaffen, viele ja auch im Zoo aufgewachsen sind, aber es trotzdem was anderes ist und blablabla.

Ergebnis all dieser Erklärungen: riesengroße Augen. Und eine Frage…
„Wieso tauscht man die dann nicht zwischendurch aus? Man kann doch die in freier Wildbahn reinsetzen und die im Zoo rauslassen und dann wieder nach einer Weile austauschen. Dann muss sich kein Tier so langweilen.“

Ich habe es mir verkniffen, ihr sofort zig Videos zu zeigen, wo grausam Tiere gejagt werden, und obendrein, weil mir so viel „Naivität“ gewaltig auf den Senkel geht, Videos von Schlachtungen…
Aber sie fragen, ob sie es denn toll fände, wenn man sie jagen, ihre Freunde und Verwandte umbringen würde, nur um sie zu erwischen, und sie dann einsperren würde damit zig Leute sie anstarren könnten, das konnte ich mir nicht verkneifen.

Sprachdurchfall

Manche Menschen sind extrem am Dauerquatschen. Sie wiederholen sich ständig, stellen Fragen und warten nicht mal die Antwort ab, kommentieren jede eigene Miniaktion und sämtliche beobachtete Handlungen… Einfach alles ist für diese Leute Worte wert und ihr Mundwerk schafft es keine zwei Minuten zu pausieren.

Einen treffenden und schönen Blogartikel über dieses extreme Kommunikationsverhalten, das auch mir schon krankhaft vorkommt, findet man hier:
https://traurigschoenewelt.wordpress.com/2012/10/04/logorrhoe-und-logopathen
Der Verfasser des Blogbeitrags wollte ja testen, wie lange ein Mensch dauerlabern kann. Ich freue mich für ihn, dass er es nicht ausprobieren musste/konnte, denn eins kann er mir glauben: LAAANGE!

Ich habe hier öfter Teilnehmer, die das von 08.00 – 15.00 Uhr durchhalten, und wenn ich sie dann nicht rauswerfe, geht es immer noch weiter. Viellaberer finden viel labern im Gegensatz zu ihren Zwangszuhörern nicht anstrengend, da es scheinbar bei ihnen nebenher abläuft wie bei anderen Menschen das Atmen. Sie bemerken erst, dass Dauergequassel anstrengend und störend sein kann, wenn sie auf einen anderen Viellaberer treffen. Bei diesem und über diesen beschweren sie sich dann unablässig, dass er zuviel redet, obwohl sie gleichzeitig plappern, also selbst auch in diesem Moment zuviel reden.
*Ironie an* Toll, wenn man zwei dieser Sorte am Backen hat, die sich gegenseitig versuchen, zu übertrumpfen, weil jeder von ihnen ja der viel Wichtigere ist mit den viel interessanteren und lebenswichtigeren Geschichten/Kommentaren/was auch immer. Also Langeweile kommt dann garantiert nicht auf. *Ironie aus*

Das Problem ist:
Wie gehe ich mit diesen Menschen um, wenn sie Kunden, Kollegen oder, wie in meinem Fall, Teilnehmer sind?
Wie schütze ich mich davor, durchzudrehen, weil ich einfach nicht mehr zuhören will und kann?
Immerhin schaffen es diese Leute, dass mein Hirn irgendwann zwangsabschaltet wegen Dauerüberlastung, denn echtes Zuhören ist anstrengend! Und nein, mich interessiert auch wirklich in keinster Weise das Liebesleben / nicht vorhandene Liebesleben etlicher Leute, auch nicht die kleinsten Details.

Sucht man im Internet oder bei der Fachliteratur, findet man immer wieder Tipps, wie man besser zuhört, ein guter Zuhörer wird, empathisch zuhören kann, die richtigen Fragen stellt etc.
Sorry, aber genau das suche ich eben nicht.

Am Telefon kann man durch das Einstellen jedweder Rückmeldung (also auch kein mmmm, ja, aha) manchen die Lust am Reden nehmen, das funktioniert jedoch nicht bei Menschen, deren zwanghafte Plapperkommunikation bereits vollständig aus den Fugen geraten ist. Persönlich reden diese nämlich selbst dann weiter, wenn man sie ignoriert. Sie bringen es allenfalls fertig, einen permanent anzutippen, wenn man nicht sofort reagiert. Nervtötend…

Also? Rezepte? Gerade wenn es auch noch „Teil des Jobs“ ist, zumindest bis zu einem gewissen Maß zuzuhören, und man eben nicht mit „HALT ENDLICH DEINE VERD… FRESSE!“ reagieren sollte?
Wobei ich teilweise nicht mal weiß, ob das hilft – wenn es schon nichts bringt, der Person direkt zu erklären: „Ich bin kein Beziehungsexperte, auch kein Paartherapeut, keine Parkuhr und mich interessiert Ihr Liebesleben wirklich nicht.“ Ergebnis? Da das wohl nicht die Worte waren, die diese Person hören wollte, wurde meine Aussage ignoriert und ich mit einem Schwall bedacht, was alles gerade und all die Jahre im Liebesleben schief läuft.

(Bild: shutterstock.com)