Nix Neues, außer dass ich mich weg verstecke…

…zumindest versuche ich es. Also meistens bin ich ja da zu finden, wenn ich nicht auf der Arbeit bin:

Katze im Bett
Quelle: Shutterstock

Ich finde, das ist ein absolut perfekter Ort. Es gibt keinen kuschligeren, wenn draußen der Wind pfeift oder der Regen aufs Dach und ans Fenster trommelt. Und selbst wenn das nicht der Fall ist, ist das der absolut perfekte Ort.

Schlecht ist dabei nur, dass man irgendwie reichlich wenig gebacken kriegt. Aber andererseits – wieso aufstehen, wenn es doch soooooooo kuschelig da ist? Reicht doch, wenn ich brav zur Arbeit gehe, oder etwa nicht? Und dass ich beim Studium jetzt soweit fertig bin, fehlt nur noch diese Bachelorarbeit.

Ooooh, und da ist ja diese Gemeinheit. Wieso muss ich die schreiben, wenn ich doch soooooooooo brav bin? Ich habe ganz lieb alles besucht und mitgemacht, was ich machen sollte – und bin arbeiten gegangen, was mich alles von meinem perfekten Kuschelort fern gehalten hat. Aber ich soll noch so eine Bachelorarbeit schreiben, dabei will ich doch nicht mal Bachelor spielen und Rosen verschenken. Ich schaffe es auch ganz alleine, in meinem Bettchen zu liegen! Die Breite von 1,60 Metern ist perfekt für mich alleine.

Katze unterm Hut versteckt
Quelle: Shutterstock

Meint Ihr, es hilft, wenn ich mich ab jetzt zusätzlich verstecke, wenn ich mein Bett verlasse?
Ich bin auch ganz leise!

Mir fällt sogar noch eine Alternative ein:
Ich mag Kunstgeschichte. Wenn das weiterhin auch online geht, dann besuche ich ab jetzt jedes Semester weiterhin mindestens eine Vorlesung. Dafür kann ich doch diesen seltsamen Zettel bekommen, oder?  Aber schreibt dazu, dass ich keine Rosen verschenke!

Und wenn ich, weil Kunstgeschichte ja „nur“ mein Beifach ist, nun jedes Semester was in Erziehungswissenschaft besuchen müsste… Öhm… Nö. Dann schreibe ich doch lieber die Arbeit. Außer bei freier Dozentenwahl, ich habe da so meine Like-Liste!

Na gut… Genug Blödsinn. Also, das sind die einzigen „News“ bei mir, die überhaupt erwähnenswert sind: Trotz Dauerschlafens und 35-Stunden-Job habe ich dank Onlinekurse mein Studium fast beendet. Es fehlen nur noch die XXL-Hausarbeit und die abschließende mündliche Prüfung, auch „Verteidigung“ genannt.

Stellenausschreibung / Realität

Gerade habe ich mir wieder diverse Stellenausschreibungen angesehen. Da kein passende in diesem Bereich in Bad Kreuznach oder Umgebung war, habe ich mir das angesehen, wofür ich mit dem Studium fertig sein sollte, in ganz Rheinland-Pfalz. Ich zitiere jetzt kein bestimmtes Stellenangebot, gehe aber auf verschiedene Punkte ein, die immer wieder dort auftauchen – egal ob ein Dozent, Fachreferent, Jobcoach, eine sozialpädagogische Kraft oder wie auch immer gesucht wird (die Bezeichnungen können variieren).

Grundsätzlich stellen sich alle Bildungsträger immer als absolute Menschenfreunde vor, die einfach nur zum Knutschen sind. Wie jede Firma nunmal – oder hat einer mal gelesen, dass sich eine Firma selbst schlecht macht? Selbst wenn die Mitarbeiter ständig wechseln, weil es einfach nur katastrophal dort ist, präsentieren sich Firmen gewöhnlich als das Gelbe vom Ei. Schriftlich sowieso, beim Vorstellungsgespräch erst recht. Also ich wüsste nicht, dass mir von dem einen Ex-Arbeitgeber mal gesagt wurde: „Schön, dass Sie da sind. Bei uns dürfen Sie jeden Monat dem Geld hinterher laufen!“
Im sozialen Bereich oder auch im Bildungsbereich stellen sich die Firmen grundsätzlich als extrem hilfsbereit dar, die auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen. Ich war schon selbst Teilnehmerin von solchen Maßnahmen – das hängt extrem von den jeweiligen Mitarbeitern ab und ob es überhaupt von der Geschäftsleitung unterstützt wird. Und selbstverständlich sind die Bildungsträger zertifiziert. Mich wundert es immer noch, dass dieser Umstand extra erwähnt wird – eine Zusammenarbeit unter anderem mit dem Jobcenter, eine Bewerbung um eine Maßnahme wäre ohne Zertifizierung nicht möglich.

Versprochen wird gerne die enge Zusammenarbeit mit dem Fallmanagement des Jobcenters (dabei ist das abhängig vom jeweiligen Jobcenter). Ziel ist es meist, die Teilnehmer durch ein „sozialintegratives“ (z. B. beibringen, dass „Ey Alter!“ keine höfliche Anrede ist), „arbeitsmarktorientieres“ und „gesundheitsorientiertes“ (ja, mittlerweile immer öfter – da werden sogar absolut Unwissende dazu gebracht, etwas über Ernährung beizubringen) Coaching mit „ganzheitlichem“ Ansatz in Ausbildung oder Arbeit zu integrieren. Gerne wird auch dieses Ganzheitliche mehrmals betont, doppelt und dreifach hält schließlich besser.

Doch was bedeutet das denn nun wirklich im Klartext?
Bei „sozialintegrativ“ habe ich bereits ein Beispiel genannt, darunter können jedoch auch solche Dinge fallen wie der Versuch, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit beizubringen. Es geht auch nicht wirklich um das Soziale an sich – es interessiert absolut nicht, ob jemand ein guter Vater/eine gute Mutter/ ein guter Partner… ist. Es geht auch nicht darum, dass alle Beteiligten trotz verschiedener Ausgangslagen miteinander irgendetwas vereinbaren. Es geht einzig und alleine um die Arbeitswelt. Und dort heißt sozialintegrativ ganz einfach: Pass dich gefälligst an, stelle das Private zurück und schaff deine Arbeit zuverlässig.
Arbeitsmarktorientiert“ ist es meist dadurch, dass sich die Teilnehmer gefälligst bei Zeitarbeitsunternehmen melden sollen. Da es sich bei Langzeitarbeitslosen meistens um Menschen mit geringer formaler Bildung handelt (das drücke ich absichtlich so aus – ich habe zum Beispiel schon echte Matheasse erlebt, die keinen Schulabschluss hatten), die oft auch keine Berufsausbildung haben, führt der Weg leider meistens nicht mehr an den Zeitarbeitsfirmen vorbei. Zumindest in unserer Gegend sind sie fast schon so etwas wie die Gatekeeper – erst wenn man lange genug über Temporärarbeit in einem Unternehmen war, wird dort nachgedacht, ob man diese Person einstellt. Wenn überhaupt… Das gefällt natürlich vielen Teilnehmern nicht, denn viele von ihnen haben bereits eine beachtliche Karriere von einem befristeten Job zum nächsten, von einem Personaldienstleister zum nächsten hinter sich. Da es in einigen Maßnahmen, gerade wenn explizit darauf hingewiesen wird, dass die Leute in Arbeit kommen sollen, Vermittlungsquoten gibt, müssen diese Teilnehmer regelrecht weichgeklopft werden, es erneut über Zeitarbeit zu versuchen.
Und das viel zitierte „ganzheitlich„? Ist nicht medizinisch oder ernsthaft pädagogisch gemeint. Es geht beispielsweise nicht um das lernen mit allen Sinnen, es geht nicht darum, dass jemand wirklich zufrieden wird etc. Seien wir mal ehrlich – in diesem Umfeld interessiert so etwas doch kein Bisschen! Es ist einfach nur ein modisches Schlagwort, etwas, das toll klingt. Wird von der „Aktivierung und Kompetenzstärkung der Teilnehmenden“ gesprochen, dass man also die Stärken und Schwächen der Menschen herausfinden will, so wird gewöhnlich nicht nach Kreativität etc. gefragt. Meist zählt auch hier nur das, was beruflich verwertbar ist bzw. was als Hilfskraft brauchbar ist.

Insofern dürfte nun ganz klar sein, was hiermit gemeint ist, wenn das Aufgabengebiet so beschrieben wird:
• Förderung der Bereitschaft zur Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen, möglichst sogar existenzsichernden Erwerbstätigkeit, manchmal auch hübsch umschrieben als „Förderung der Eigenmotivation“
• individuelles Bewerbungs- und Jobcoaching
• aktive Kontaktaufnahme und -pflege zu Unternehmen in der Region
• Kontaktpflege und Beziehungsmanagement zum Auftraggeber (also meist bei solchen Maßnahmen zum Jobcenter)
• Administration und Dokumentation der Maßnahme vor Ort (jepp, das gehört noch dazu – schließlich wird mit Ämtern zusammengearbeitet und was nicht dokumentiert wurde, das gilt dann als „nicht erledigt“)

Gewünscht wird neben irgendwelchen Ausbildungen meist noch
• Berufserfahrung und dadurch Kontakte zu regionalen Netzwerkpartnern (=Arbeitgebern, Zeitarbeitsunternehmen…)
• Erfahrungen in der teilnehmerorientierten Gesprächsführung/Beratung oder im Coaching (=Breitlabern, sich z. B. doch bei dem Zeitarbeitsunternehmen zu melden)
• Kenntnisse in der Betreuung und Beratung von Fallmanagementkunden
• Hohe regionale Mobilitätsbereitschaft (Führerschein und PKW von Vorteil)
• Sehr gute Ausdrucksfähigkeit in Wort und Schrift; gute MS Office-Kenntnisse (*hust* Ich habe gerade die Frage meiner Kollegin im Kopf: „Und wie leite ich eine E-Mail weiter?“)
• kommunikativ, engagiert, teamfähig und mit viel Spaß an der Arbeit (morgen komm ich mit ’ner Clownsnase…)
• Eigeninitiative, Einfühlungsvermögen, ganzheitliches Denken (haha, immer wieder gerne), Zuverlässigkeit
• sehr oft: PKW-Führerschein, oft sogar ein eigener PKW, der dann dienstlich genutzt werden soll; also aufpassen, wenn da steht „hohe mobile Bereitschaft“!

Selbstverständlich, zumindest auf dem Papier, gibt es eine professionelle, methodische Einarbeitung in den Aufgabenbereich. In Realität sollte man auch bei Bildungsträgern damit rechnen, dass es wie in den meisten Firmen abläuft: friss oder stirb. Oder, wenn es wirklich freundlicher abläuft: „Da ist der Kollege, der arbeitet Sie ein.“ und dieser Kollege muss dann zusehen, wie er das neben seiner normalen Arbeit geregelt bekommt.
Ebenfalls gerne genannt: „Wir bieten Ihnen einen Arbeitsplatz, der die freie Entfaltung Ihrer Fähigkeiten, durch Raum für Flexibilität und Kreativität, ermöglicht.“ Allerdings fehlt hier ein Zusatz: „solange es im Rahmen von dem ist, wie wir es uns vorstellen.“

Im Gegenzug winkt dann eine Einstellung auf befristeter Basis, oft sogar eher auf Halbtagsbasis.

Ich weiß, das klingt alles eher missmutig. Um in diesem Bereich zu arbeiten, sollte man sich wirklich nicht an den Stellenausschreibungen und den tollen Punkten darin orientieren, sonst winkt schnell die Enttäuschung. Ich kann nur jedem empfehlen, zuerst mal reinzuschnuppern, ob das überhaupt der passende Bereich ist – und sich auch möglichst verschiedene Maßnahmen/Konzepte ansehen. Eine 50plus-Maßnahme oder eine speziell für Jugendliche und junge Erwachsene ist vollkommen anders als eine, in der auf Gedeih und Verderb vermittelt werden muss.
Hinzu kommt: Was will ich erreichen? Was ist mir wichtig? Viele verschiedene Menschen kennenlernen? Dann passt es. Dadurch ständig was anderes, immer wieder auch Probleme, die gelöst werden müssen (oft auch gelöst werden können)? Passt. Wenn es das Unterrichten selbst ist, so wie bei mir, dann kommt es auch extrem auf die Maßnahme an. In manchen werden echte Fachkenntnisse vermittelt, in anderen hingegen werden die Teilnehmer eher verwaltet.

Also besser erst sich selbst fragen, wieso dieser Bereich, es sich ansehen… und bitte, dieses „Ich will anderen helfen“ sofort aus dem Kopf schlagen, da ist ein Krankenhaus besser geeignet. Genau diese Leute, die dieses Argument nennen, geben am schnellsten auf, weil man in diesem Bereich etwas Entscheidendes im Hinterkopf haben muss: Gewöhnlich sind die Teilnehmer nicht freiwillig da. Ob sie Hilfe erwünschen und Hilfe annehmen, gerade wenn ihnen jemand „aufgezwungen“ wird, das haben sie selbst zu entscheiden! Es sind Erwachsene!

Teilzeit/Vollzeit, Minijob/Midijob…

Mir ist aufgefallen, dass nicht nur meine Teilnehmer bei diesen Begriffen oft verwirrt sind. „Da steht Teilzeit und die bezahlen nur 450 Euro…“ oder „Was heißt denn sozialversicherungspflichtig?“
Kurz und knapp für den ersten Überblick – und nein, das ist keine Rechtsberatung, Beratung eines Steuerberaters oder sonstiges!

Zunächst die Zeitangaben bei Stellenangeboten:

Vollzeit = das, was in dieser Firma/Branche als „volle Stelle“ gilt, meist 37,5-40 Stunden pro Woche, seltener mehr oder weniger
Teilzeit = ein Teil dieser Zeit, also nicht Vollzeit; die Spanne umfasst eine Stunde pro Woche bis 37 Stunden pro Woche
Halbtags(stelle) = das ist ebenfalls Teilzeit, jedoch genauer definiert; meist 18-20 Stunden pro Woche, seltener auch bis zu 25 Stunden

Minijob / Midijob / „normal“ – hier geht’s um den Buttoverdienst (nicht um die Zeit!):

bis 450 Euro/Monat: Minijob, auch geringfügige Beschäftigung genannt; wenn nicht anders vereinbart und kein zweiter Minijob besteht, dann gilt hier üblicherweise brutto = netto, keine Sozialversicherungspflicht (der Arbeitgeber bezahlt eine Pauschale an die Bundesknappschaft, muss angemeldet werden)

450,01 – 1300,00 Euro/Monat: seit dem 01.06.2019 ist dies die neue Grenze, vorher lag sie bei 850 Euro; Midijob oder auch „Übergangsbereich“; ab jetzt werden Sozialversicherungsbeiträge fällig, wobei diese für den Arbeitnehmer stark abhängig vom Bruttoentgelt sind – es fallen also nicht plötzlich die vollen %-Beträge an wie bei einer „normalen“ Arbeitsstelle; auch die Einkommensteuer kann nun fällig sein – der Freibetrag liegt bei 9168 Euro im Jahr (Stand: 2019), bis 14254 Euro / Jahr gilt ein günstigerer Steuersatz

ab 1300,01 Euro/Monat = normales Beschäftigungsverhältnis, was die Sozialversicherungsbeiträge und Einkommensteuer betrifft (ob es wirklich „normal“ ist, muss jeder Arbeitnehmer für sich und seine Firma selbst entscheiden *g*)

Bei einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung kann man einen Minijob nebenher haben. Natürlich kann man auch zwei Minijobs annehmen statt einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit, aber wenn es 450 Euro + xxx Euro sind (außer es ist mal ein Monat), dann rutscht man in die Übergangszone! Die Rechnung „och, dann nehme ich halt drei Minijobs, brutto = netto, dann geht’s mir doch blendend“ haut also nicht hin. 😉

Und, sollte das ein findiger Teilnehmer lesen: Die Aufnahme eines Minijobs verhindert es leider nicht, dass man an Maßnahmen teilnehmen muss. Erst ab einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ist man draußen.

Brains are awesome

Brains are awsomeZumindest denkt man sich das öfters. Oder ich denke mir das immer wieder zwischendurch.

Unter anderem wenn jemand wieder einmal nur halb seine (in diesem Falle ihre) Arbeit erledigt hat, aber der festen Überzeugung ist, fertig zu sein. Hübsch: Sie geht dann natürlich in Urlaub („Morgen und übermorgen bin ich nicht da.“) und hinterlässt mir z. B. einen Bericht, den sie aktualisieren sollte, mit dem Hinweis „ist fertig, falls noch was zu ergänzen ist, schreib’s hin“.
Und dann steht man da und fragte sich ernsthaft, ob diese „Kollegin“ alles gelesen hat, ob sie eine längere Aufmerksamkeitsspanne als von jetzt bis zum nächsten What’s App-Post besitzt oder ob sie überhaupt versteht, was zu tun ist, denn ihr „fertig“ beinhaltete nicht mal die Hälfte der eigentlichen Arbeit und den alten Bericht hatte sie wohl nicht mal zuende gelesen. Mittlerweile tippe ich leider auf Letzteres: Sie hat null Plan von ihrem Job. Den wird sie auch niemals bekommen, denn dafür müsste sie sich überhaupt erst einmal dafür interessieren.
Nun gut, ab Mitte September ist dieses Trauerspiel vorbei, da die Maßnahme ausläuft.

Geistig duellieren werde ich mich auf jeden Fall nicht mit ihr. Sie ist unbewaffnet, das wär unfair. ;-p